Lilie
Bedeutung
Im Christentum taucht die Lilie vielfach als Symbol auf. Susanna im Bade (von hebräisch „Shushan“ = „die Lilie“) wurde bereits vor Maria mit dem Symbol der Lilie als Zeichen ihrer Reinheit dargestellt. Das Zeichen wurde in der Marienverehrung übernommen und erhielt als „Madonnen-Lilie“ und Symbol der Reinheit seine heutige Bedeutung in der christlichen Formensprache. Auch der Erzengel Gabriel trägt – vor allem auf Darstellungen der Verkündigung – seit dem 14. Jahrhundert eine Lilie als Attribut; in seiner Hand symbolisiert sie die immerwährende Jungfräulichkeit Marias und löste das vorherige Symbol des Zepters als früheres Hauptattribut des Erzengels ab. Lilium rubellum gilt als Zeichen für Gesundheit und ist Teil shintoistischer Riten.
Nutzung
Lilien als Heilpflanzen
Die ältesten Erwähnungen von Lilien in China gehen zurück auf ihren Gebrauch als Heilpflanze. Erstmals findet eine Lilie Erwähnung im klassischen „Shennong ben cao jing“, das etwa um 200 n. Chr. verfasst wurde, der Gebrauch reicht bis in die Gegenwart. Eingesetzt werden Lilien gegen chronischen Husten, Blutkrankheiten und Schlaflosigkeit. Im antiken Griechenland bereitete man aus verschiedensten Blumen schmerzlindernde Salben, neben Rosen, Narzissen und Iris wurden dazu auch Lilien verwendet. Außerdem wurde sie gegen Menstruationsbeschwerden, Verbrennungen und Verspannungen eingesetzt. Aus den spätrömischen medizinischen Kodizes hat sich bei Pseudo-Apuleius auch eine Frühe Abbildung des 4. Jahrhunderts erhalten. Bis heute wird in unterschiedlichsten Volksmedizinen die als „adstringierend“ eingestuften Pflanzensäfte zur Heilung beschädigten oder gereizten Gewebes eingesetzt, z. B. bei Abszessen, entzündeter oder rissiger Haut, Geschwüren oder frischen Wunden. Schon Plinius der Ältere hat auf diese Verwendung hingewiesen, aber auch Dioskurides und Hildegard von Bingen empfahlen den Einsatz bei oberflächlichen Verletzungen und Krankheiten.
Lilien als Lebensmittel
Bis auf den Stamm sind alle Teile der meisten Lilien-Arten essbar. In China werden die Zwiebeln von Lilium brownii, Lilium regale, Lilium lancifolium und Lilium speciosum in der Küche genutzt und auch speziell zu diesem Zweck angebaut. Gegessen werden die Zwiebeln entweder frisch oder getrocknet, oder es wird Stärke aus ihnen gewonnen. Aus Kamtschatka berichtete Heinrich von Kittlitz 1858, dass die Zwiebel-Schuppen von Lilium debile, aber auch Lilium martagon ein „wohlschmeckendes und dem Anschein nach sehr nahrhaftes Gemüse geben“. Bei Stämmen nordamerikanischer Ureinwohner waren Lilienzwiebeln ebenfalls Lebensmittel, belegt ist der Gebrauch von Lilium columbianum, Lilium pardalinum, Lilium parvum, Lilium occidentale und Lilium philadelphicum, sie wurden gekocht, gedämpft, gebacken oder roh verzehrt. Auch in Europa wurden Lilienzwiebeln zeitweise als Lebensmittel genutzt. Charles Bryant führte 1783 in seiner Flora Diaetetica die Türkenbund-Lilie als Lebensmittelpflanze anFotos & Texte